"Stell dir mal vor, oder vielleicht brauchst du es dir gar nicht vorzustellen, weil es ja so ist.
Du gehst jeden Tag zur Arbeit. Du machst die Dinge so, wie du sie gelernt hast und wie du es für richtig hältst. Eigentlich ist deine Arbeit ganz okay.
Trotzdem merkst du, es verändert sich gerade etwas. Was sehe ich, was höre ich, was fühle ich?
Vielleicht siehst du, dass immer wieder Menschen kommen und gehen. Vielleicht siehst du im Dienstplan, dass deine Abteilung gerade mit zwei Stellen unterbesetzt ist, vielleicht auch drüber. Vielleicht siehst du, dass viele Menschen in der Arbeit ihr Handy benutzen… was auch immer.
Vielleicht hörst du, wie gerade die Gesellschaft kritisiert wird… und dass es so nicht weitergehen kann. Möglicherweise hörst du, wie andere sagen, dass die Arbeitseinstellung der jungen Menschen nicht mehr die gleiche ist wie früher, die Werte haben sich verändert. Vielleicht hörst du auch, dass es sehr schwierig ist, die verschiedenen Generationen unter einen Hut zu bringen… und dass Führung so nicht mehr funktioniert. Wie?... naja, so hierarchisch, also jemand gibt den Befehl und andere führen aus…..
Und du spürst manchmal die Spannungsfelder der verschiedenen Themen, manchmal im Positiven, manchmal ist es echt anstrengend.
Und jetzt kommt jemand, der möchte dich in der Veränderung begleiten und unterstützen.
Was könnte er machen, damit es funktioniert?
Sollte er/sie dein bisheriges Tun komplett in Frage stellen?
Möchtest du Rezepte, wie es besser geht?
Möchtest du die Erkenntnis gewinnen, dass vieles von dem, was du bisher gemacht hast, nicht funktioniert?
Möchtest du erklärt bekommen, dass dein Führungsverhalten nicht mehr zeitgemäß ist?
Ich würde das nicht wollen.
Soziale Systeme sind autopoietisch, das heißt: Sie erzeugen ihre eigenen Strukturen, Regeln und Elemente durch die internen Prozesse der Kommunikation und halten diese aufrecht, ohne dass externe Steuerung erforderlich ist. Hier kann der Anschluss für Veränderung gefunden werden. Sozusagen das Schloss, in welches der Schlüssel für Veränderung passt.
Es gilt, die Potenziale und Möglichkeiten zu finden, die jeder und jede in sich trägt.
Aus meiner Sicht hat es noch nie richtig funktioniert, anderen Menschen zu sagen, wie sie es besser machen könnten. Es hat noch nie funktioniert, generelle Rezepte zu verteilen in der Annahme, dies würde eine Veränderung bewirken.
Für komplexe Fragen wird es keine einfachen Antworten geben.
Systeme sind komplex, nicht kompliziert.
Kompliziert: Stell dir ein Flugzeug vor. Wenn ich ein Teil aus einem Flugzeug nehmen und es einem Techniker/einer Technikerin geben würde, könnte er/sie mir wahrscheinlich relativ rasch erklären, was das für ein Teil ist. Weiters könnte er/sie mir Auskunft geben, was das Fehlen dieses Teils bewirkt.
Komplex: Stell dir einen Teller Spaghetti vor. Und jetzt ziehst du an einer Nudel. Sehr schwer könntest du die Zusammenhänge und Auswirkungen vorhersagen.
Das heißt für mich, der erste Schritt der Veränderung ist die Beobachtung. Zu erkennen, was ist schon da, auf was kann ich aufbauen. Welche Potenziale können genutzt werden, um Impulse für Veränderung zu initiieren.
Veränderungen in sozialen Systemen können nicht nach technischen Prinzipien durchgeführt werden. Eine lineare-kausale Denkweise stößt hier an ihre Grenzen. Soziale Systeme haben die Fähigkeit zur Selbstorganisation. Hier liegt aus meiner Sicht ein weiteres Schloss im Ansatz zur Veränderung.
Und dann: dann gilt es in kleinen Portionen daran zu arbeiten. Und immer wieder darauf zu achten, wie viel verträgt das System im Moment und bei Widerstand sensibel zu sein. Den Widerstand kann heißen, es sind noch nicht alle Informationen so aufbereitet, dass es mein Gegenüber oder das System verwerten kann.
Und natürlich gibt es viele weitere Prinzipien zu beachten…..
Ist es einfach – bestimmt nicht.
Ist es möglich – ganz sicher.
Und…
Veränderung ist ein Prozess – kein Event.
Wie siehst du das?
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